Lebensretter mit 19 Jahren: „Traut Euch!”

Wenige Stunden nach der Entnahme: Nur ein großes Pflaster verdeckt die Einstichstelle.
Foto: © James Atkinson (Bildausschnitt)

Neufahrn – „Es ist einfach nicht selbstverständlich jeden Morgen erneut mit einem Lachen aufwachen zu dürfen.”, weiß James Atkinson, 19 Jahre alt. „In meiner Arbeit als Rettungssanitäter musste ich immer wieder feststellen, dass der Mensch kaum zu schätzen weiß, wie wertvoll das gesunde Leben ist.” James hat in seinem Job schon Leben gerettet und zögerte keine Sekunde, als er gefragt wurde, ob er bereit wäre, anonym Stammzellen für eine ihm fremde Person zu spenden.
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Vor fast genau zwei Jahren, am 18.02.2017 ließ James sich im Rahmen der Typisierungsaktion für den an Leukämie erkrankten Niclas vom Josef-Hofmiller-Gymnasium in Freising von der Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern in die weltweite Datenbank der Stammzellspender aufnehmen. Ende Februar 2019 erreichte ihn ein Brief, dass er als Stammzellspender für einen Patienten in Frage käme und ob er noch bereit sei, diese Spende zu leisten. Die einzige Information, die er über den Unbekannten bekam, war die, dass es sich um einen im mitteleuropäischen Ausland lebenden Erkrankten handle. Für den jungen Rettungssanitäter war sofort klar, dass es auf diese Frage nur eine Antwort gab: „Ja, natürlich will ich Stammzellen spenden!”

Innerhalb von vier Wochen nach der Zusage musste James ein paar Arztbesuche über sich ergehen lassen: Eine Bestätigungstypisierung stellte sicher, dass der 19-Jährige auch wirklich als Spender geeignet war. Eine ausführliche Voruntersuchung und Aufklärung garantiert, dass weder James noch der Empfänger durch unentdeckte Krankheiten gefährdet werden würde.

Stammzellen aus dem Beckenkamm

Der zuständige Arzt des Patienten entschied, dass für den Empfänger Knochenmark aus dem Beckenkamm geeignet sei. Dabei erfolgt die Entnahme in Vollnarkose und dauert etwa eine Stunde. Eine medikamentöse Vorbereitung ist nicht nötig. Mit einer Nadel wird der Beckenkammknochen punktiert. Die Blutstammzellen befinden sich im Knochenmark, das Rückenmark im Wirbelkanal hat damit nichts zu tun! Durch die Einstiche entstehen ein bis zwei kleine Punkte im Bereich des Beckenkamms, die jedoch keine sichtbaren Narben hinterlassen. Nebenwirkungen können geringer Blutverlust und muskelkaterartige Beschwerden im oberen Bereich der Gesäßmuskulatur sein. Schweres Heben sollte nach der Knochenmarkspende für etwa 14 Tage vermieden werden.

Für die Spende kam James am 26.03. zur Stiftung AKB nach Gauting, wo ihm einen Tag später unter Vollnarkose 1340 ml Knochenmark entnommen wurden. Von dem einstündigen Eingriff bekam James selbstverständlich nichts mit. Die Schmerzen danach beschrieb er als vergleichbar mit einem starken Gesäßmuskelkater. „Die ersten Schritte an der Hand der Pflegerin haben sich angefühlt, als würde ich laufen neu lernen! Ein Gefühl, das mich zu Tränen gerührt hat.”, berichtet der 19-Jährige.

„Kaum vorstellbar, was sowohl der Erkrankte als auch seine Angehörigen alles fühlen, denken und durchmachen müssen”, so James. Nur zu gerne würde er seinen Empfänger voller Lebensfreude eines Tages wieder strahlen sehen. Er würde sich sehr freuen, diese Person, die nun einen Teil von ihm in sich trägt, einmal kennenlernen zu dürfen. Nach knapp drei Monaten wird der Spender, falls dieser es wissen möchte, über den Zustand des Erkrankten informiert. Zwei Jahre nach der Spende, in denen nur anonymisierter Briefkontakt erlaubt ist, dürfen sich Spender und Empfänger kennen lernen, sofern beide einverstanden sind.

Einen Tag nach der Entnahme durfte er wieder nach Hause. Dort angekommen hieß es für ihn erst einmal, sich vom Eingriff zu erholen. Nicht nur, um den Körper zu schonen, sondern auch weil James durch den Eingriff seiner Tätigkeit als Flugbegleiter vorerst nicht mehr nachgehen darf. Sein Einsatz über den Wolken ist abhängig von einer Flugtauglichkeitsuntersuchung, welche laut europäischen Richtlinien nach einer invasiven Maßnahme einer erneuten Überprüfung bedarf. Nachdem seine vollständige Genesung durch eine sogenannte Gesundschreibung von einem Fliegerarzt bestätigt wird, ist er wieder bereit, die Welt zu bereisen.

Die Welt ein bisschen besser machen

James möchte in dieser Welt, in der viele Menschen nur noch auf sich bezogen sind und jeder versucht, seine persönlichen Interessen durchzusetzen, ein Zeichen setzen: Ein Zeichen dafür, dass es nicht darauf ankommt, wer gewinnt. Sondern darauf, zusammen zu halten und füreinander zu sorgen, egal ob groß oder klein, dick oder dünn, jung oder alt. „Ich habe festgestellt, dass man nicht nur Schmetterlinge im Bauch spürt, wenn man verliebt ist – ich konnte einen Teil meines Lebens spenden, um ein anderes fremdes Leben womöglich wieder lebenswert zu machen. Dieses Gefühl ist unbeschreiblich!”, strahlt er. Und er wäre nicht James, wenn er nicht hinterher setzen würde: „Keine Ausreden – jetzt bist Du dran! Wann lässt Du Dich typisieren?”

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HINWEIS:

22. Mai – Aktionstag Bayern gegen Leukämie: Größter Typisierungstag gegen Leukämie in Bayern sucht Unterstützer! Rund 200 Orte sind dabei – Sie auch?

Circa 90 Typisierungsaktionen organisiert die Stiftung Aktion Knochenmarkspende (AKB) jedes Jahr in Bayern. In den vergangenen 25 Jahren konnte so schon für nahezu 4.500 Patienten ein passender Stammzellspender gefunden werden. „Das sind viele, aber es könnten noch viel mehr Patienten die Chance auf ein neues Leben erhalten”, erklärt Dr. Hans Knabe, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Stiftung AKB. „Viele Leute haben bisher weder etwas von dem Thema ‘Stammzellspende’ noch etwas von einer ‘Typisierungsaktion’ gehört”, erklärt er. „Das Thema Organspende ist in aller Munde, die Stammzellspende ist oft nur bei Betroffenen und ihren Angehörigen bekannt”, stellt Dr. Knabe fest. Um das zu ändern, hat er zusammen mit dem Blutspendedienst des BRK, der Krankenkasse DAK-Gesundheit, dem Medizinischen Dienst der Krankenversicherung (MDK), den bayerischen Gesundheitsämtern, dem Bayerischen Hausärzteverband, der Leukämiehilfe München e.V. und mit der Unterstützung von Radio Arabella und dem Medienhaus Münchner Merkur /TZ eine beeindruckende Aktion geplant: Die größte Typisierungsaktion Bayerns! Am 22. Mai 2019 wird ganz Bayern dazu aufgerufen, sich im Kampf gegen Blutkrebs zu engagieren. Die Stiftung AKB appelliert gemeinsam mit ihren Unterstützern an alle gesunden Bürger zwischen 17 und 45 Jahren: Lassen Sie sich typisieren! Für die Typisierung gibt es drei Möglichkeiten: Holen Sie sich entweder gratis an einem der teilnehmenden Orte in Bayern ein Lebensretterset (Karte mit allen Standorten dazu gibt es auf der Aktionsseite www.bayern-gegen-leukaemie.de), bestellen Sie sich auf der Seite www.akb.de kostenlos ein Lebensretterset nach Hause oder lassen Sie sich als Blutspender beim BRK bei einem der Blutspendetermine direkt auch als Stammzellspender typisieren.

Unternehmen, Geschäfte, Ärzte und Behörden sind aufgerufen mitzumachen!

Egal, ob Apotheke, Hausarzt, Sportverein, Konzern oder Einzelhandel: Auf der Website des Aktionstages www.bayern-gegen-leukaemie.de können sich alle Interessierten als “Verteilerstelle” registrieren und einen Aufsteller mit Lebensrettersets bestellen. Jeder dieser Multiplikatoren wird auf der großen Landkarte des Aktionstages “Bayern gegen Leukämie” mit einem Fähnchen als Verteilerstelle registriert. Dr. Knabe ist zuversichtlich: “Wir wollen die Zahl der teilnehmenden Stellen dieses Jahr deutlich erhöhen. Letztes Jahr haben 200 Stellen mitgemacht. Wir würden uns wünschen, dass sich dieses Jahr noch mehr Institutionen anschließen, Leben zu retten”, hofft Dr. Knabe.

Wie kann ich als “normaler Bürger” mitmachen?

Alle gesunden Frauen und Männer zwischen 17 und 45 Jahren sind eingeladen, sich über www.akb.de ein sogenanntes Lebensretterset zu bestellen. Dieses enthält zwei Mundschleimhauttupfer sowie ein Blutröhrchen, mit dem man sich entweder beim Hausarzt per Blutabnahme oder zu Hause per Wangenabstrich typisieren lassen kann. „Die Methode des Blutabnehmens ist effektiver als der Wangenabstrich mit Wattestäbchen”, erklärt Dr. Knabe. „Bei der Blutabnahme können wichtige Werte bestimmt werden, die man bei der Typisierung per Wangenabstrich im Fall eines Matches zwischen Spender und Patient ohnehin nachholen muss”, fügt er hinzu. Deswegen sollten sich alle, die sich registrieren lassen wollen, am besten beim Hausarzt Blut abnehmen lassen. Die Proben werden einfach wieder in dem Set an die AKB zurückgeschickt. Die Typisierung dauert gerade mal 5 Minuten und ist den Aufwand auf alle Fälle wert: Schließlich kann man damit ein Menschenleben retten!

Allgemeine Informationen:

Leukämie ist heilbar, wenn rechtzeitig der passende Spender gefunden wird.
Bei der Typisierung werden aus einer geringen Menge Blut oder aus einer Speichelprobe die Gewebemerkmale eines möglichen Spenders untersucht. Die Ergebnisse werden in pseudonymisierter Form von der Datenbank weltweit für Suchzentren zur Verfügung gestellt. Die Registrierung und Typisierung eines neuen Spenders kostet die AKB 35 EUR, die weder vom Staat noch von den Krankenkassen getragen werden. Diese Kosten müssen aus Spendenmitteln bezahlt werden.

Eine Stammzell- oder Knochenmarkspende hat nichts mit dem Rückenmark zu tun!

Eine Stammzellspende findet immer mit persönlicher Betreuung und einer umfassenden Aufklärung und Beratung durch die Ärzte und das Ambulanzteam der Stiftung AKB in Gauting bei München oder in München beim Blutspendedienst des Bayerischen Roten Kreuzes statt. Die Stammzellen werden weltweit innerhalb von 48 Stunden zum Patienten transportiert.

Was sind die Kriterien für die Aufnahme in die weltweite Spenderdatei?

Spender sollten gesund und für die Aufnahme zwischen 17 und 45 Jahre alt sein. Minderjährige benötigen keine Einverständniserklärung der Eltern. Sie werden mit Eintritt der Volljährigkeit automatisch als Stammzellspender aktiviert. Bitte beachten Sie auch die Ausschlusskriterien im Flyer der AKB. Mehrfachregistrierungen (in unterschiedlichen Spenderdateien) müssen unbedingt vermieden werden. Der Spender verbleibt in der Datei bis er das 60. Lebensjahr vollendet hat.

Auch eine Geldspende trägt dazu bei, Leben zu retten:

Für die Registrierung und Ersttypisierung eines Spenders fallen 35 Euro an, die ausschließlich aus Spendengeldern finanziert werden müssen.

Aktionskonto für Geldspenden:

Kreissparkasse München Starnberg Ebersberg
IBAN: DE67 7025 0150 0022 3946 88
Verwendungszweck: James

Bitte geben Sie im Verwendungszweck Name und Adresse für eine Spendenquittung an. Mehr unter: www.akb.de/spenden

Für weitere Auskünfte wenden Sie sich bitte an:
Stiftung Aktion Knochenmarkspende Bayern

Martin Prankl
Öffentlichkeitsarbeit
Tel.: 089 – 41 41 453 99
mprankl@akb.de
www.akb.de
www.facebook.com/AktionKnochenmarkspendeBayern